Neuigkeiten

Wissenswertes: Gazzosa - Erfrischung aus dem Tessin

Dieser Text wurde im Rahmen des Arbeitsintegrationsprogramms von Parterre Tangram von einer am Programm teilnehmenden Person recherchiert, verfasst und auf der Website publiziert.

Auf der Website von Parterre Tangram findet Ihr noch mehr Informationen zu unserer sozialen Arbeit.


Die leckere Limonade in der auffälligen Bügelflasche ist heute vielen ein Begriff – im Parterre ONE kann man sie entweder klassisch mit Zitronengeschmack oder fruchtig mit Himbeergeschmack geniessen. Weniger bekannt sein dürfte, dass Gazzosa seine Herkunft unter anderem im Tessin hat.

Die genauen Ursprünge der Gazzosa liegen wohl zu weit zurück um es genau sagen zu können, belegt sind aber schriftliche Nennungen aus dem 18./19. Jahrhundert über die angeblichen Heilwirkungen von Sprudelwasser, das im Tessin mit Wein oder aromatischem Sirup vermengt wurde. „Sprudelwasser und aromatischer Sirup: eines der ersten Rezepte der Soda“ (sprich des Gazzosa).

Lange Zeit wurde Gazzosa privat von Familien hergestellt, mit Hilfe der natürlichen Gärung, die auch bei der Herstellung von Trauben- und Apfelmost eingesetzt wird. Dabei wurde die Mischung aus Wasser und Sirup in eine Flasche abgefüllt, die luftdicht verschlossen werden konnte, und anschliessend einige Tage in der Sonne stehen gelassen bevor sie im Keller gelagert wurden. Die Wärme der Sonne beschleunigte die Fermentierung des Sirups, wodurch sich die charakteristischen Blasen bildeten. Das Verfahren ist einfach, aber nicht industriell verwendbar, da es schwierig ist, eine gleichmässige und sichere Mischung von Wasser und Gas zu produzieren.

Erst 1883 wurde die erste „Gazose- und Seltz-Fabrik“ in Mendrisio eröffnet und damit eine professionellere, maschinelle Herstellung möglich. Das Soda wurde dabei aus Zitruskonzentrat hergestellt, dem das Unternehmen Wasser, Zucker, und Kohlensäure hinzufügte. Der Prozess der natürlichen Gärung fiel damit weg, auch wenn das Befüllen der damals verwendeten Flaschen immer noch nicht ganz ungefährlich war. Auch mit diesem Prozess platzte so manche Flasche auf Grund des Gasdrucks, weshalb viele Maschinen mit Eisenvisieren ausgestattet waren zum Schutz der Arbeiter.

Auch die Flasche und insbesondere der Verschluss machten eine Entwicklung durch. Zuerst war es eine grüne Glasflasche, die mit einem durch Draht befestigten Korkstopfen verschlossen war, ähnlich wie Champagner-Flaschen heute noch – ein Grund weshalb Gazzosa damals auch „Champagner für die Armen“ genannt wurde. Danach kam eine weisse Glasflasche mit einer Glasmurmel als Verschluss auf, die durch den Gasdruck nach oben gedrückt wurde. Aus hygienischen Gründen musste 1940 dann aber ein neuer Verschluss her, und so wurde zuerst ein Kronkorken ausprobiert, bis man dann schliesslich den heute noch gebräuchlichen Bügelverschluss einsetzte.

Zum Schluss: Die Bügelverschlüsse waren damals bei Kindern als Spielzeug-Ersatz sehr beliebt, als dieses noch eher selten war. Heute bringen Touristen die markanten Flaschen als Mitbringsel aus dem Tessin mit nach Hause.

Salute!


Quelle:

https://www.patrimoineculinaire.ch (Eintrag italienisch)


28.10.2020

Zur Übersicht
BESbswy