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Atlantis Roots: Elsie Bianchi - die Schweizer Jazzpionierin

Dieser Text wurde im Rahmen des Arbeitsintegrationsprogramms von Parterre Tangram von einer am Programm teilnehmenden Person recherchiert, verfasst und auf der Website publiziert.

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„Beim Zuhören zeigt sich, dass die ‚gefällige Musik‘ ein Panorama der Improvisation entfaltet.“ Mit diesen Worten beschrieb die Zeitung Atlanta Night Life 1972 Elsie Bianchi in einem lobenden Artikel. Eine mehr als treffende Beschreibung für eine Jazzmusikerin, die einst Stammgast war auf der Bühne des Atlantis, doch heute dem breiten Publikum eher unbekannt ist, aber unter Sammlern sehr beliebt.

1930 als Elsie Brunner geboren, bekam sie bereits als Kind Klavier- und Akkordeonunterricht. Ihre Brüder steckten sie an mit dem Jazzfieber, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass sie 1951 am ersten Zürcher Amateur Jazzfestival auftrat und Aufmerksamkeit und Preise einheimste.

Für eine Frau damals eher unüblich im Jazz, nahm Elsie Brunner rege an Jam-Session teil, und bildet im Zuge dessen ihre erste Formation, mit der sie nun regelmässig auftrat. Dabei lernte sie auch den US-amerikanischen Bassisten und Saxophonisten Siro Bianchi kennen, den sie später auch heiratete.

Durch Siro Bianchi wurden die USA schnell einem neuen fixen Lebensmittelpunkt für Elsie, und so zog sie mit ihm 1958 dorthin um. Sie waren gefragte Musiker, und kamen so an viele Engagements und Zusammenarbeiten mit anderen Künstlern, bis sie schliesslich 1968 ein permanentes Engagement im „Chateau Fleur de Lis“ in Atlanta annahmen.

Doch auch der Schweiz blieb Elsie Bianchi dazwischen noch lange treu. Zwischen 1959 und 1962 stand sie regelmässig auf der Bühne des Atlantis, und verzückte die Gäste mit ihrer Musik und ihrem unverkennbaren Stil. Im Atlantis hat Elsie Bianchi mit ihrem Trio zwei Livealben aufgenommen, darunter eins das heute ein sehr gesuchtes Sammlerstück ist, da es in nur sehr kleiner Stückzahl gepresst wurde.

In den 1970er Jahren zog sich Elsie Bianchi schliesslich aus dem Musikgeschäft zurück, und konzentrierte sich stattdessen auf ihre Familie und ihre Farm in der Nähe von Atlanta.

2013 stirbt Elsie in Atlanta im Alter von 86 Jahren.

Elsie Bianchi war eine Pionierin und hat Frauen in der Musikbranche, ganz besonders im Jazz-Genre, die Türen geöffnet und so führen heute neue Namen ihr Erbe weiter, wie Heidi Happy und Sophie Hunger.


Quellen:

Omlin, Christina: „Brillant, ausgewandert, verstummt: Elsie Bianchi Brunner“, in: SRF Kultur, 26.08.2015, URL: https://www.srf.ch/kultur/musik/jazz-in-der-schweiz/brillant-ausgewandert-verstummt-elsie-bianchi-brunner (Stand: 26.6.2020)

Marc Krebs, Christian Platz: Atlantis Basel: Kult und Kultur seit 1947, Christoph Merian Verlag, Basel, S. 82, 2017.


25.09.2020

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