Dieser Text wurde im Rahmen des Arbeitsintegrationsprogramms von Parterre Tangram von einer am Programm teilnehmenden Person recherchiert, verfasst und auf der Website publiziert.
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Unter Meeresfrüchten ist die Jakobsmuschel eine besondere Delikatesse, im Parterre One kredenzt in Form eines wunderbaren Carpaccios. Doch daneben ist sie auch eng mit kulturellen Geschichte der Menschheit verbunden, und neuere wissenschaftliche Untersuchungen brachten Erstaunliches hervor über ihre Fähigkeiten. Die Jakobsmuschel ist eine sogenannte Kammmuschel, bezogen auf die kammartige, regelmässige Zeichnung ihrer Schalen. Sie werden üblicherweise zwischen 10 bis 15cm gross, können aber auch 20cm erreichen. Als eigentliche „Jakobsmuscheln“ gelten gemeinhin eigentlich nur die Grosse Pilgermuschel im Atlantik und die Mittelmeer-Pilgermuschel. Im Gegensatz zu anderen Muschelarten, wie etwa Miesmuscheln oder Austern, haften sich Jakobsmuscheln nicht an einem festen Untergrund an, sondern bewegen sich mit Hilfe des Rückstoss-Prinzips aktiv durchs Wasser. Dies dient vor allem der Flucht vor etwaigen Fressfeinden, wie etwa Seesternen, oder aber um eine neue, bessere Futterstelle zu finden. Wie alle Muscheln ernähren sich auch Jakobsmuscheln von Plankton, dass sie aus dem vorbeiströmenden Wasser filtrieren. Auch ihr innerer Aufbau ist grundsätzlich gleich wie bei anderen Muscheln, nur der Schliessmuskel ist bei ihnen wesentlich stärker ausgebildet, da er zu der oben beschriebenen Fortbewegung dient. Das erstaunlichste an ihnen ist aber wohl die Funktionsweise der rund 200, gerade mal millimetergrossen primitiven Augen. Erst in den letzten Jahren wurde bewiesen, dass die Augen der Jakobsmuschel nicht das Linsenprinzip verwenden (so wie beim menschlichen Auge), sondern ähnelt verblüffend modernen Spiegelteleskopen. Dies ermöglicht es den Muscheln, nicht nur hell und dunkel unterscheiden zu können, sondern auch Bewegung wahrzunehmen. Ein grosser Vorteil, wenn man vor Fressfeinden flüchten muss. In der Küche wird vor allem der Schliessmuskel verwendet, auch Nuss genannt, und ist beliebt für seinen nussigen, leicht süsslichen Geschmack. Es lässt sich auf vielerlei Arten zubereiten, vom eingangs erwähnten Carpaccio, zu einem überbackenen Ragout, hin zu roh auf einem japanischen Nigiri. Daneben sind Jakobsmuscheln auch in der kulturellen Geschichte verankert. Sie ist das Symbol des Apostels Jakob, der nach dem Tode Jesu in Spanien gepredigt haben soll, und dessen Gebeine als heilige Reliquien in Santiago de Compostela aufgebahrt werden. Es gibt mehrere Legenden, wie die Jakobsmuschel zum Symbol des Apostels wurde – eine davon besagt, dass ein junger Adliger einst dem Schiff entgegenritt, dass den Leichnam Jakobs nach Spanien brachte. Dabei versank er jedoch im Meer, wurde aber von Jakob auf wundersame Weise gerettet, der ihm half das Ufer zu erreichen. Der Adlige wie auch sein Pferd waren dabei über und über mit Jakobsmuscheln bedeckt. Die Jakobsmuschel ist deshalb auch das Erkennungszeichen auf dem Jakobsweg, dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela, der seit dem Mittelalter begangen wird. Seit den 1980er Jahren erlebt der Weg einen grossen Zuwachs an Pilgern, seit die Wege systematisch gekennzeichnet und gepflegt werden. Ein Teil des weitergehenden Netzes an Strassen des Jakobswegs führt auch durch die Schweiz, wobei der Hauptweg, die Via Jacobi, von Konstanz über Einsiedeln und weiter nach Genf führt. In der Antike galt die Jakobsmuschel als Symbol des weiblichen Prinzips sowie der Fruchtbarkeit und wurde u.a. mit Aphrodite in Verbindung gebracht, der Göttin der Liebe. So war die Muschel oft ein Zeichen für diejenigen, die eine Pilgerreise machten, die auf Kinder hofften. Darauf, dass uns die Jakobsmuschel noch lange als Delikatesse und Symbol erhalten bleibt. |